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Jahreszeitentisch

Obwohl wir die letzten Tage noch im Sommerkleid oder kurzen Hosen raus konnten und in der Sonne schwitzten, ist doch eigentlich der Herbst bei uns angekommen. Und angesichts des Wetterumschwungs ist es nun wirklich höchste Zeit, den Jahreszeitentisch herbstlich zu gestalten. Denn wann immer die Natur ihr Kleid wechselt, verändert sich auch der Jahreszeitentisch. Den Wechsel der Jahreszeiten zu erleben, empfinde ich als Geschenk und diesen Wechsel sicht– und erlebbar zu machen, macht mir immer wieder Freude.

 

Doch was ist eigentlich ein Jahreszeitentisch? In diesem Artikel möchte ich über die Idee des Jahreszeitentischs, seinen Ursprung und wie er gestaltet werden kann erzählen.

 

Ein Jahreszeitentisch ist ein kleiner, ästhetischer, mit verschiedenen Materialien aus der Natur gestalteter Ort, der dein Kind auf die Jahreszeiten einstimmt und zur Auseinandersetzung mit den Rhythmen der Natur und den Festen im Jahreskreis anregt. Er wird je nach Zeitpunkt im Jahreskreis anders gestaltet und dekoriert. Der Jahreszeitentisch stellt so also den Wechsel der Jahreszeiten bildlich dar und gibt deinem Kind durch wiederkehrende Bilder eine Orientierung im Jahresablauf. Dein Kind kann die ganze Vielfalt der Natur bewusster miterleben, wenn du sie auf einen Jahreszeitentisch zu euch ins Haus holst.

Der Gedanke, die Vorgänge und den Rhythmus der Natur im Haus drinnen abzubilden, kommt ursprünglich aus der Steiner Pädagogik. Ein zentrales Element der Waldorfpädagogik ist der Rhythmus - sich wiederholende Abläufe geben dem Kind Sicherheit und Orientierung. Der Jahreszeitentisch wird in regelmässigen Abständen, zum Beispiel monatlich oder in jeder Saison einmal umgestaltet. Diese Regelmässigkeit über die Jahre hinweg und die damit einhergehenden wiederkehrenden, jahreszeitentypischen Elemente auf dem Jahreszeitentisch vermitteln deinem Kind eine Ordnung und Struktur des Jahresablaufes und geben ihm eine zeitliche Orientierung von Jahreskreis und Naturgeschehen.

 

In der Steiner Pädagogik haben Jahreszeitentische schon lange Tradition, sie werden aber zunehmend auch in anderen Kreisen beliebt. Denn es ist vielen Eltern vermehrt ein Anliegen, die Natur bewusst mit ihren Kindern zu erleben und wahrzunehmen. Naturverbundenheit und Lebensrhythmus sind wichtige Werte in Familien geworden. Der Jahreszeitentisch zeigt deinem Kind (und auch dir selbst), dass sich etwas tut im Leben, dass nicht alles gleichbleibt, dass Veränderung zum Leben gehört. Und diese Veränderungen und Rhythmen werden mit einem liebevoll und aufmerksam gestalteten Jahreszeitentisch willkommen geheissen.

 

Es braucht nicht viel, um einen Jahreszeitentisch für deine Familie zu gestalten. Ein Regal, ein Platz auf einer Kommode, ein kleines Tischchen, eine Raumnische oder eine Fensterbank eignen sich gut für den Jahreszeitentisch. Eine einfache und schöne Variante ist die Jahreszeitentisch Grundausstattung von hanni&fred, sie braucht nur wenig Platz und kann auch mal einfach an einen anderen Ort gestellt werden. Je präsenter der Jahreszeitentisch seinen Platz im Raum erhält, desto mehr wird er von deinem Kind wahrgenommen und nimmt entsprechend auch mehr Raum in seiner Freizeit ein. Der Tisch wird so deinem Kind viel bewusster sein und es wird deshalb immer wieder gerne Jahreszeitengegenstände von überall her mitbringen.

Hast du einen Platz gefunden, dann ist es deiner Fantasie überlassen, wie ihr den Jahreszeitentisch gestalten möchtet.

 

Für den Jahreszeitetisch eignen sich:

  • Naturgegenstände wie Nüsse, Steine, Tannenzapfen, Rinde, Kristalle, Zweige, Schneckenhäuser, Moos
  • Symbolische Gegenstände wie blaue Tücher für Wasser oder Watte für Schnee
  • Tücher, Stoffe und Märchenwolle die farblich zur Jahreszeit passen
  • Figuren aus Holz oder Filz, zum Beispiel Zwerge, Elfen, Blumenkinder, Mutter Erde, König Winter sowie vom Kind selbstgebastelte Figuren oder Tiere
  • Holztiere, welche häufig in der entsprechenden Jahreszeit anzutreffen sind
  • Kerzen, Räucherwerk
  • Postkarte mit passendem Motiv
  • Kleine Vase oder Schälchen für Blumen, Blütenzweige oder Körner und Nüsse

 

Je nachdem wieviel Platz du eurem Jahreszeitentisch schenkst oder wie dein ästhetischer Geschmack ist, kannst du ihn ganz üppig oder minimalistisch gestalten und schmücken.

 

Sehr schön finde ich, wenn du zusammen mit deinem Kind auf euren Spaziergängen, auf dem Weg in die Kita oder beim Spielen im Garten immer wieder Gegenstände sammelst. Denn so kann dein Kind die Natur um sich herum bewusster wahrnehmen und die Jahreszeiten mit ihren Unterschieden erkennen. 

Der Jahreszeitentisch sollte keine reine Dekoration sein – die Kinder sollten mitgestalten und teilhaben können. Mit den grösseren Kindern kannst du den Jahreszeitentisch gemeinsam dekorieren. Die jüngeren Kinder hingegen lieben es sehr, sich einfach der Magie, die von einem Jahreszeitentisch ausgeht, hinzugeben und zu staunen.

 

Ein Jahreszeitentisch soll sich auch immer wieder etwas verändern und nicht starr bleiben – ein neu gefundenes Schneckenhaus kommt dazu, die Blumen sind verwelkt, deshalb kommt ein neues Blätterästchen in die Vase. Der Jahreszeitentisch darf in stetigem Wandel sein, so zeigt er deinem Kind, dass die Natur lebt und sich ständig verändert.

 

Lass dich bei der Gestaltung einfach von deiner Intuition leiten. Auch die Farbwahl der Tücher, Märchenwolle und Figuren ermöglichen eine stimmige Anpassung an die Natur. Verschiedene zarte Grüntöne symbolisieren den Frühling mit seinen ersten Knospen. Bunte und warme Farben wie gelb, orange, rot oder rosa lassen den Sommer leuchten. Der Herbst wird durch braune, rostfarbene und senfgelbe Farben dargestellt. Und der Winter braucht kühle Farbtöne wie weiss, hellblau und violett. 

Mir gefällt es auch, wenn die Elemente auf dem Jahreszeitentisch vertreten sind. Entweder möchtest du sie alle in jeder Jahreszeit in die Gestaltung einbeziehen oder du wählst zu jeder Jahreszeit das für dich passende Element aus und drapierst es auf eurem Jahreszeitentisch. Mögliche Vertreter der Elemente sind: Eine Kerze für Feuer, ein Schälchen mit Wasser und Kiesel für Wasser, ein spezieller Stein für die Erde und ein Räucherschälchen für das Element Luft.

 

Der Jahreszeitentisch begleitet dich und deine Familie durch das ganze Jahr und im besten Falle durch die gesamte Kindheit deines Kindes. Das wiederkehrende gemeinsame Gestalten unterstützt den zentralen Gedanken von Rhythmus und Struktur und festigt sich bei deinem Kind. Auch die Kreativität sowie das Form- und Farbempfinden deines Kindes werden auf eine ganz subtile und intuitive Weise gefördert.

Was ich auch wunderbar finde ist, dass rund um den Jahreszeitentisch Gespräche entstehen – Gespräche über die Natur, die jeweiligen Jahreszeiten mit ihren Besonderheiten und den dazu gehörenden Festtagen. Es können aber auch fantasievolle Geschichten von Zwergen und Blumenkindern, von Waldtieren und Naturwesen entstehen und dein Kind in Fantasiewelten mitnehmen.

 

So wird der Jahreszeitentisch Mittelpunkt für Familienrituale und Inspiration für Geschichten, Wissensvermittlung, gemeinsame Zeit und kleine magische Auszeiten im Alltag.

 

Kleine magische Auszeiten und viel gemeinsamen Spass wünsche ich dir und deinem kleinen Sonnenschein!

Herzliche Grüsse aus dem Atelier

 

Monika von hanni&fred

Kommentare: 2
  • #2

    Kathi (Samstag, 21 Oktober 2023 09:33)

    So schön! Danke fürs teilen

  • #1

    Julia (Montag, 16 Oktober 2023 00:02)

    Ich bin zufällig auf deine wunderbare Seite gestossen und bin begeistert! Ich habe seit der Geburt meines ältesten Kindes auch einen Jahreszeitentisch und wir lieben es, ihn gemeinsam zu gestalten! Dein Artikel hat mir noch so viele Ideen gegeben - danke dafür! Da steckt viel Herblut drin, weiter so!