Gerade jetzt nach den Sommerferien sind viele Kinder mit Neuem konfrontiert. Dein ältester Sohn hat im Kindergarten angefangen. Deine kleine Tochter erlebt einen Gruppenwechsel in der Kita. Für dein Kind hat die Schule angefangen oder dein Jüngster besucht jetzt die Spielgruppe. Für alle ist dies eine aufregende, spannende aber oft auch beängstigende Situation.
Wir kennen es alle: ein Jobwechsel, eine neue Stellenpartnerin, ein Umzug oder schon nur der Wechsel in ein anderes Bürogebäude beschäftigt uns und nimmt emotional viel Raum ein. Unseren Kindern geht das nicht anders. Die gängige Meinung: „Kinder sind sehr flexibel und nehmen alles wie es ist“ stimmt leider nicht. Im Gegenteil. Wir Erwachsene können auf viele bereits erlebte, ähnliche Situationen zurückgreifen und uns vorab schon ein Bild machen. Ein Bild von der Situation, von unseren Gefühlen und den Reaktionen von unserem Umfeld.
Kinder hingegen erleben Neues meist zum ersten Mal und können sich noch keine oder nur eine ungefähre Vorstellung davon machen, was da genau auf sie zukommt. Deshalb sind solche Neubeginne und Veränderungen für Kinder einschneidend und oft auch schwierig zu bewältigen.
Wir können unseren Kindern das Neue, das auf sie zukommt natürlich nicht abnehmen, aber wir können sie liebevoll und achtsam dabei begleiten.
Eine grosse Hilfe für dein Kind in unbekannten Situationen können auch sogenannte Übergangsobjekte sein. Wir kennen alle die geliebten Plüschtiere, das Nuuscheli aus Windelstoff, der kleine, aber starke Holztiger, welche Kinder immer mit sich herumtragen und am liebsten überall mit sich mitnehmen. Sie alle haben eine wichtige Bedeutung für dein Kind und seine emotionale Entwicklung!
Laut Donald Winnicott (1969) übernehmen diese Objekte eine wichtige Funktion beim Ablösungsprozess des Kindes von der Mutter. Dein Kind lernt erst mit dem Heranwachsen, dass es ein Individuum ist und keine Einheit mit seiner Mutter. Und mit der Zeit merkt es auch, dass sich die Bezugsperson nicht immer und überall um seine Bedürfnisse kümmern kann. Und genau in solchen Veränderungsphasen vermittelt das Kuscheltier deinem Kind einen Teil der Sicherheit, die es sich von der Bezugsperson gewohnt ist.
Allerdings entwickeln nicht ganz alle Kinder eine derartige Bindung zu einem Übergangsobjekt, da jede Entwicklung individuell ist.
Übergangsobjekte haben eine emotional verstärkende Wirkung. Schöne Momente werden von deinem Kind, wenn es sein Stofftier bei sich hat, noch schöner erlebt. Kurz vor dem Einschlafen fühlt sich dein Kind sicherer und ruhiger, wenn sein Nuuscheli bei ihm liegt.
Dein Kind kann seine Bedürfnisse, Ängste und Wünsche auf sein Übergangsobjekt übertragen. Es verarbeitet Erlebnisse häufig, indem es sein Plüschtier in verschiedene Rollen schlüpfen lässt und es Ereignisse mit dem Stofftier nachspielen kann.
Du siehst also: Übergangsobjekte können deinem Kind helfen, seinen Alltag zu meistern und sich darin zurecht zu finden. Gerade belastende emotional aufgeladene und unbekannte Situationen bewältigt dein Kind einfacher, wenn das Kuscheltier sein Wegbegleiter ist. Deshalb ist es eine gute Idee, deinem Kind sein Übergangsobjekt in herausfordernden, unbekannten Situationen zur Seite zu geben. Die Ablösung von dir und die Eingewöhnung in die neue Situation fällt deinem Kind leichter.
Denk aber daran, dein Kind bereits einige Zeit vor der herausfordernden Situation an sein Übergangsobjekt heranzuführen. Es hilft ihm wesentlich besser, wenn es eine Beziehung und Bindung zu ihm aufbauen konnte.
Als Übergangsobjekte eignen sich am besten weiche Plüschtiere, Puppen, Nuuscheli, oder Decken. Aber auch ein Holztier oder ein Holzzwerg, wie zum Beispiel ein Faustzwerg oder Hosensackzwerg, kann die Funktion von einem Übergangsobjekt einnehmen. Besonders, wenn dein Kind bereits etwas grösser ist und das sicherheitsspendende Übergangsobjekt lieber in der Hosentasche oder dem Rucksack dabei sein soll. Dann reicht es deinem Kind oft schon, wenn es weiss, dass der Zwerg mit in der Schulstunde dabei ist, und es muss ihn nicht in der Hand halten, um sich der Situation zu stellen.
Wachsen Kinder heran und haben bereits gelernt, ihre Emotionen zu kontrollieren, wird sich die Beziehung zum Übergangsobjekt verändern – sie wird spielerischer oder die Kinder ersetzen es durch ein Neues.
Es kann vorkommen, dass Kinder auf ihr bereits nicht mehr allgegenwärtiges Kuscheltier zurückgreifen. Spezielle Ereignisse, wie beispielsweise die Geburt eines Geschwisterchens oder ein Umzug und damit verbunden der Eintritt in eine neue Schulklasse lassen das Bedürfnis, die Nähe ihrer Übergangsobjekte zu spüren, wieder aufkommen.
Ich hoffe, du findest das passende Übergangsobjekt für dein Kind, damit es Neues mit bestmöglicher Unterstützung meistern kann.
Viel Spass beim Spielen mit deinem kleinen Sonnenschein!
Liebe Grüsse aus dem Atelier
Monika von hanni&fred
Hannah (Montag, 16 Oktober 2023 00:07)
Liebe Monika, danke für den supertollen Artikel! Mein Sohn ist diesen Sommer frisch in den Kindergarten gekommen und ich bin froh über deine Ideen, wie ich ihn unterstützen kann. Liebe Grüsse vom Land